Im Regierungsprogramm 2025–2029 setzt die österreichische Bundesregierung einen klaren Fokus auf die Transformation des Energiesystems, die Dekarbonisierung der Industrie sowie auf den systematischen Aufbau einer nationalen Wasserstoffwirtschaft. Die Maßnahmen orientieren sich an europäischen Zielvorgaben und verfolgen das Ziel, Versorgungssicherheit, Klimaschutz und Wettbewerbsfähigkeit gleichermaßen zu gewährleisten.
Ein zentrales Anliegen ist der umfassende Ausbau eines dezentralen, digitalen und erneuerbaren Energiesystems. Dabei sollen Investitionskosten durch öffentliche Finanzierungsmodelle (u. a. Förderbanken, Garantien und Public-Private-Partnerships) reduziert werden. Zusätzlich sind steuerliche Erleichterungen wie die Streckung von Abschreibungszeiträumen sowie staatliche Haftungsübernahmen vorgesehen. Die Nutzung digitaler Technologien und Künstlicher Intelligenz (z. B. über die Energiedatenplattform EDA) soll zur Effizienzsteigerung und optimalen Nutzung der bestehenden Netzinfrastruktur beitragen.
Netzdienliches Verhalten soll durch geeignete Anreizsysteme gefördert werden – etwa durch flexible Tarife und reduzierte Netzentgelte für Speicher. Gleichzeitig wird eine länderübergreifende, sektorübergreifende Infrastrukturplanung angestrebt, die auch CO₂-Transport und -Management umfasst.
Die Bedeutung von Biogas als Schlüsseltechnologie für die saisonale Energiespeicherung wurde hervorgehoben. Mit dem gesamten erneuerbaren Gas, das 2024 in Österreich ins Erdgasnetz eingespeist wurde, könnte das Kraftwerk Theiß gerade mal 6 Tage unter Vollast betrieben werden. Es gibt noch einiges zu tun. Wir bei der EVN Biogas GmbH gehen es an.
Im Rahmen der Neugestaltung des Elektrizitätswirtschaftsgesetzes (ElWG) wird auch das bidirektionale Laden als wichtiger Bestandteil eines flexiblen Energiesystems berücksichtigt. Dabei soll insbesondere die Möglichkeit der Verbrauchs- und Einspeiseflexibilität gestärkt werden. Ziel ist es, ein zukunftsorientiertes, digitales und verursachergerechtes Strommarktdesign zu schaffen, das bidirektionale Energieflüsse (etwa bei Elektrofahrzeugen) sinnvoll integriert.
Die Bundesregierung bekennt sich zur Erarbeitung und Umsetzung einer nationalen Carbon-Management-Strategie, mit dem Ziel, besonders emissionsintensive und schwer dekarbonisierbare Industriebereiche („hard-to-abate“-Sektoren) langfristig klimaneutral zu machen. Österreich soll dabei eine Vorreiterrolle in der Anwendung von Technologien wie Bioenergy Carbon Capture and Storage (BECCS) übernehmen. Auch natürliche CO₂-Senken wie Moore, begrünte Flächen und Renaturierungen werden als aktive Speicher berücksichtigt.
Ein zentrales Vorhaben ist die Aufhebung des geltenden CO₂-Speicherverbots. Damit verbunden ist der Aufbau einer grenzüberschreitenden CO₂-Infrastruktur, insbesondere Pipelines in Kooperation mit Deutschland, Italien und den Nordsee-Anrainerstaaten. Parallel dazu soll abgeschiedenes CO₂ in das bestehende europäische Emissionshandelssystem (ETS) eingebunden werden.
Im Rahmen der Dekarbonisierung sollen auch Technologien zur CO₂-Abscheidung, -Nutzung und -Speicherung (CCUS) etabliert und systematisch gefördert werden. Diese kommen insbesondere in der Industrie mit unvermeidbaren Prozessemissionen zum Einsatz. Die Bundesregierung plant, CCS/CCU in gesamtstaatliche Planungsprozesse zu integrieren und den gesetzlichen Rahmen an die Vorgaben der EU anzupassen. Auch die Prüfung der Ratifizierung des London Protocol (für grenzüberschreitende CO₂-Speicherung) ist vorgesehen. CCUS soll dabei als ergänzendes Klimainstrument Eingang in das europäische CO₂-Bepreisungssystem finden.
Dem Wasserstoff wird eine Schlüsselrolle im zukünftigen Energiesystem zugesprochen. Zur Sicherstellung der Versorgung und Integration in industrielle Anwendungen wird der schrittweise Aufbau eines nationalen Wasserstoff-Start- und Kernnetzes forciert. Bestehende Gasnetze sollen – nach technischer Adaptierung – für den Transport von Wasserstoff genutzt werden können.
Begleitend dazu wird eine Importstrategie entwickelt, um geopolitische Risiken zu minimieren und Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Die Implementierung des EU-Binnenmarktpakets für Gas und Wasserstoff ist dabei ebenso Teil des Vorhabens wie die Etablierung eines klaren Regulierungsrahmens für Infrastrukturbetreiber, Produzenten und Speicherbetreiber. Auch die Anpassung des Mineralrohstoffgesetzes (MinRoG) wird angestrebt, um die Errichtung von Wasserstoffspeichern rechtlich zu erleichtern.
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